Traditionsreicher Chor mit Nachwuchsproblemen
Bottwartäler Winzerchor gab Festkonzert zum 175.jährigen Bestehen
von Rudolf Wesner
Oberstenfeld – Auf das stolze Alter von 175 Jahren blickt der traditionsreiche Bottwartäler Winzerchor zurück. Das war am Samstagabend der Anlass für ein Festkonzert unter dem Motto „Musik liegt der Luft – Winzerchor-Highlights der vergangenen Jahre“.
Weil Großbottwar, der Heimatort des Chors, derzeit keine Festhalle hat, musste er in das Bürgerhaus Oberstenfeld ausweichen. Aber seine treuen Fans folgten ihm in sehr großer Zahl. Sie erlebten ein vielschichtiges Programm, das vom Bottwartäler Winzerchor unter der Leitung von Werner Klein mit Schwung und Elan dargeboten wurde.
Doch bevor der musikalische Teil des Abends begann wurden Reden gehalten. Die Vorsitzende des Liederkranz Großbottwar, zu dem der Bottwartäler Winzerchor gehört, Erika Häublein, gab in ihrer Begrüßung einen gerafften Rückblick auf die wechselvolle Geschichte des Vereins. Bis 1946 war er übrigens ein Männerchor. Hohe Anerkennungen erhielt der Chor, beispielsweise 1961 mit der Zelter-Plakette und 2009 mit der ebenso begehrten Konstantin-Kreutzer-Tafel. Einer der unvergesslichen Höhepunkte in der Vereinsgeschichte war die Mitwirkung an einem Konzert in der Pariser Kirche „Notre Dame“ im Jahr 1978.
Die Gegenwart ist für den Chor allerdings schwierig, weil ihm der Nachwuchs fehlt, wie Erika Häublein bedauernd feststellen musste. Dem gegenüber forderte jedoch die Vorsitzende des Chorverbandes „Schiller“, Anita Gnann-Hass, in ihrem Grußwort, man müsse mit Flexibilität und Offenheit an die jüngeren Generationen herantreten, um sie zur Mitwirkung zu gewinnen. Im Auftrag des Deutschen Chorverbandes überbrachte sie eine Ehrenurkunde zum 175jährigen Jubiläum.
Grußworte sprachen auch der Bundestagsabgeordnete Eberhard Gienger sowie der Stellvertretende Bürgermeister von Großbottwar, Stefan Apfelbach.
Mit Auszügen aus bekannten und beliebten Opern, auch mit eingängigen Volksliedern sowie populären Melodien aus Musicals und Filmen, mit Welthits, bis hin zu schmissigen Operettenmelodien spannte sich ein farbenreicher und unterhaltsamer Bogen. Schon bei der Aufführung einer Spiritual-Rhapsody zur Einleitung des Programms war deutlich zu erkennen, dass der in allen Lagen gut besetzte Bottwartäler Winzerchor mit ausgewogener Stimmenfülle glänzt und auch mit seiner beeindruckenden Gestaltungskraft überzeugt.
Die langjährige Leitung durch den erfahrenen Chorleiter Werner Klein trägt unüberhörbar reife Früchte.
Zwei Gesangssolisten mit großen wandlungsreich einsetzbaren Stimmen wirkten als Gäste mit.Lisa-Maria Laccisagliabestach mit ihrem hellen, geschmeidigen Sopran, beispielsweise als sie zusammen mit dem Chor das „Ave Maria“ von Bach und Gounod aufführte oder die berühmte „Habanera“ aus der Bizet-Oper „Carmen“ vortrug. Auch der BaritonJürgen Depperterfreute die Besucher mit seinem warmen, fülligen Organ. Besonders beeindruckte er in einem Duett mit Lisa-Maria Laccisaglia und dem Hymnus „Schau auf die Welt“ von John Rutter. Großes Vergnügen bereitete der Sänger den Besuchern, als er zusammen mit dem Bottwartäler Winzerchor grandios und voller Humor die Szene „Heil sei dem Tag“ aus der Oper „Zar und Zimmermann“ von Albert Lortzing gestaltete. Zu einem temperamentvollen Finale verbanden sich die beiden Gesangssolisten und der Chor, als mit großem Elan und viel Schwung „Im Feuerstrom der Reben“ aus „Die Fledermaus“ von Johann Strauß dargeboten wurde.
Chor und Solisten begleiteten klangvoll Harald Siegle (Klavier) sowie Thomas Schmitz (E-Bass) und Joe Kukula (Schlagzeug). Als Instrumentalsolistin wirkte mit virtuosem Spiel und feinstimmiger Intonation Dorothee Rieger (Querflöte) mit. Durch das Programm führte informativ und humorig Dietlinde Landbeck.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors
„Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus“, heißt es derzeit beim Bottwartäler Winzerchor. Gilt es doch in diesem Jahr immerhin, das 175-jährige Vereinsjubiläum würdig zu begehen, wobei neben diversen anderen
Veranstaltungen das aus diesem Anlass stattfindende große Festkonzert am 12. Juli 2014, 19.00 Uhr (Saalöffnung 18.30 Uhr) im Bürgerhaus Oberstenfeld, Bottwarstraße 2, 71720 Oberstenfeld (für’s Navi) natürlich absoluter Höhepunkt des Vereinsjahres sein wird.
Hierzu haben wir unter dem Motto „Musik liegt in der Luft – Winzerchor-Highlights der vergangenen Jahre“ ein auserlesenes Programm mit beliebten Titeln aller musikalischen Genres zusammengestellt, das die Zuhörer an diesem Festabend erfreuen wird: Auf die an den Anfang gestellte „Spiritual Rhapsody“ von Paul Yoder folgt Bach-Gounods „Ave Maria“. Dann geht es weiter mit einer Folge beliebter Opernmelodien: Erst die witzig-chaotische Chorprobe aus Lortzings „Zar und Zimmermann“ („Heil sei dem Tag, an dem du uns erschienen“), dann Bizets „Habanera“ und die „Seguidilla“ aus „Carmen“, sowie das Bariton-Solo aus Rossinis „Barbier von
Sevilla“ („Ich bin das Faktotum der ganzen Welt“). Nach der Pause folgen Musicalmelodien, Louis Armstrongs „What a wonderful World“ fehlt ebenso wenig wie „Granada“. Die Goldenen Zwanziger leben mit einem Medley beliebter Evergreens auf, ehe das Konzert in rauschender Operettenseligkeit mit Melodien aus der „Csárdásfürstin“ und „Fledermaus“ endet.
Lisa Maria Laccisaglia wurde 1977 in Weingarten geboren und ist deutsch-italienischer Herkunft. Bereits während der Schulzeit wurde sowohl ihre musikalische als auch stimmliche Begabung entdeckt und von Lil-Dahlin Novak entwickelt, so dass sie beim Bundeswettbewerb Gesang in der Jugendabteilung dreimal mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde. Inzwischen hat die junge Sängerin ein Gesangstudium bei Norma Sharp an der Hanns Eisler Musikhochschule in Berlin absolviert, welches sie im Juni 2005 mit dem Diplom abgeschlossen hat. Sie besuchte erfolgreich Meisterkurse bei Renata Scotto, Hans Hotter und Silvana Bartoli-Bazzoni, der Mutter und Lehrerin von Cecilia Bartoli. Dieser künstlerischen Begegnung verdankt Lisa Maria Laccisaglia ihre ausgeprägte Koloraturfähigkeit. Erste Fachpartien konnte sie bereits auf der Bühne präsentieren, so die Hero in „Beatrice und Benedict“, Musetta in „La Bohéme“, Susanna in „Le Nozze di Figaro“, sowie Pamina in der „Zauberflöte“, Oskar in „Un Ballo in Maschera“ und Ännchen im „Freischütz“. Derzeit ist die Künstlerin am Musiktheater Gelsenkirchen engagiert.
Der Bariton Jürgen Deppert aus Backnang war u. a. regelmäßig die den Opernfestspielen Heidenheim, den Schloßfestspielen Ludwigsburg und den Händel-Festspielen Karlsruhe zu Gast. Sein vielseitiges Repertoire umfasst neben der großen Oper auch den Bereich Oratorium und Lied, sowie die „leichte Muse“, wie Operette, Musical und Evergreens. Besonders beliebt ist aktuell sein abendfüllendes Solo-Programm „Oper uff Schwäbisch“, mit welchem er im Februar auch im SWR –Nachtcafé bei Wieland Backes zu Gast war und hierbei mit selbstverfassten und heiteren Parodien auf große Bariton-Arien berühmter Komponisten wie Mozart, Verdi und Bizet Gäste und Zuschauer gleichermaßen begeisterte. Im Gedenken an die Opfer des Amoklaufs von Winnenden erschien 2009 sein Solo-Album „Memories of love“, eine Benefiz-CD zugunsten vom „Aktionsbündnis gegen Gewalt an Schulen“.